Heute schmeißen wir die Zeitmaschine an und blicken auf ein Park-Projekt, das nie verwirklicht wurde. Interessanterweise handelt es sich auch hier um einen Universal Park – da klingelt doch was. Genau, die Universal Studios Germany, für 2005 geplant [Folge 7], waren in der Tat ein Nachfolge-Projekt der Universal Studios London. Hört in achtercast Folge 37 und lest hier, welche Konkurrenz man eigentlich ärgern wollte und woran der Park gescheitert ist, bevor auch nur ein Gast durch die Eingangstore schreiten konnte.

HIER DIREKT ACHTERCAST FOLGE 37 HÖREN.


Wo ist „Universal“ überall?

Die Universal Studios Hollywood sind das Original.

Damit ihr zunächst einen Überblick bekommt, wo ihr Universal Studios findet, hier eine kleine Übersicht:

Und das ist momentan geplant:

  • Beijing in Peking, China (Die voraussichtliche Eröffnung des Universal Beijing Resort ist im Jahr 2021. Das genaue Datum wird noch bekannt gegeben.)
  • Korea in Hwaseong, Südkorea (Eröffnung unklar.)
  • Moskau, Russland (Soll irgendwann im Jahr 2022 eröffnen.)

Universal Studios London: eine Zeitreise in achtercast Folge 37.

achtercast Folge 37
Der berühmte Universal-Globus dreht sich bisher nicht in Europa.

Ein paar Jahre bevor Universal in Deutschland Fuß fassen wollte – und damit schon während der Planungsphase scheiterte – hatte der Konzern bereits andere Standorte in Europa im Blick.

Wir befinden uns im Jahr 1990: Die Universal Studios London wurden zu diesem Zeitpunkt schon von der britischen Regierung genehmigt und ein geeigneter Standort ausgewählt. Seitens des Staates wurden ebenfalls Finanzhilfen und die Entwicklung der Infrastruktur rund um den geplanten Park zugesichert, dann aber doch nie gebaut. 

achtercast Folge 37 deckt auf: London war gar nicht erste Wahl.

Bei der Suche nach einem europäischen Standort für Universal war London zunächst übrigens gar nicht in der Auswahl. Bei den Universal Studios London handelt es sich ursprünglich um eine Idee für Paris. Hier wollte man in direkte Konkurrenz zum damaligen Euro Disney treten, das bereits im Bau war. Die beiden Unterhaltungs-Mekkas hätten nur rund 40 Auto-Minuten voneinander getrennt. Euro Disney hat in der Nähe von Paris 1992 schließlich eröffnet, die Universal Studios sollten dort 1994 nachziehen. 

London calling: „Wir wollen die Universal Studios London.“

Die Harry Potter Welt hätte natürlich ideal nach London gepasst.

Die britische Regierung wollte den Park aber unbedingt im eigenen Land haben und hat dafür billiges Bauland, Steuervorteile und Infrastruktur zugesichert. So hat es Frankreich bei Disney übrigens auch gemacht, da hier noch ein Standort in Spanien in Betracht gezogen wurde. Durch den Standortwechsel verlor man ein Jahr: Die geplante Eröffnung in London sollte dann also 1995 sein.

Die Planer erwarteten, dass das Projekt fünf Millionen Gäste im Jahr locken würde. Zum Vergleich: Der Europa-Park und Efteling ziehen diese Zahl an Besuchern mittlerweile an, Universal sollte dies aber aus dem Stand gelingen. Disneyland Paris hat heute zwischen 10 bis 12 Millionen Gäste im Jahr.

Universal Studios London: Warum kam es nie dazu?

Mit den Transformers Abenteuer erleben? Nicht in Europa.

Die Planungen für die Universal Studios London trafen auf Gegenwind von Umweltschützern. Diese haben sich besonders am Standort in der Nähe von London gestört. Die Gegend war zwar wirtschaftsschwach, aber voll mit verschiedensten Tierarten. Auch die Bevölkerung war sich uneins. Universal hat als Lösungsvorschlag schließlich angeboten einen Naturpark als Ausgleich zu schaffen. Das sollte stolze 16 Millionen Pfund kosten. Inflationsbereinigt wären das heute satte 31,6 Millionen Euro.

Das reichte dem Staat, der daraufhin grünes Licht gab. Konzern-Intern war der Betrag aber umstritten: Gleichzeitig war nämlich die Eröffnung von Universal Orlando nicht der erwartete Hit geworden und die europäische Wirtschaft stockte zu der Zeit. Das reichte, um die Entwicklung des Projekts an diesem Standort zu stoppen.

achtercast Folge 37 sagt „Voilà“. Also jetzt doch wieder nach Paris.

achtercast Folge 37
Wie die Waterworld Stuntshow (Le spectacle de cascades de Waterworld) in Paris wohl angekommen wäre?

Jetzt liebäugelte Universal wieder mit Paris, da es der billigere Standort wäre. Dort versuchte der Konzern bis 1993 eine Einigung zu erzielen. Alle waren zuversichtlich und die Eröffnung für 1996 geplant. Ein erster Knackpunkt tauchte aber schnell auf: Disney wollte – und musste vertraglich sogar – selbst einen zweiten Park mit Studio-Thema eröffnen, was dann nach fünf Jahren Verzögerung 2001 tatsächlich auch passierte.

Außerdem hatte sich gezeigt, dass Disney in Frankreich nicht erfolgreich war, was z. B. an der anfänglichen Missachtung kultureller Unterschiede zwischen Frankreich und den USA lag. Das Ende vom Lied: Universal fällte die Entscheidung, den europäischen Markt vorerst nicht zu betreten.

So sieht es heute aus.

achtercast Folge 37
Licht, Kamera, Abbruch.

Bis heute hat Europa auch keine eigenen „Universal Studios“ bekommen. Das Gelände nahe London ist bis heute Naturgebiet, wo nur der euro-star hindurchfährt, der die Londoner direkt nach Disneyland Paris bringt. Aktuell ist übrigens wieder ein Freizeitparkprojekt für London geplant: “The London Resort”. Hier steckte Paramount mal mit in der Planung, aber mittlerweile sollen da mehrere Firmen mitmischen. Wie diese Geschichte ausgeht, wird sich noch zeigen müssen.

Und was meint ihr? Wo sollte sich Universal in Europa ansiedeln? Oder glaubt ihr, auf unserem Kontinent wird kein Universal Studios jemals Fuß fassen können?

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  1. Pingback: achtercast Folge 41: Legendenumworbene Bahnen.

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