Spiegel-TV würde die achtercast Folge 21 mit “Hinter den Kulissen der Spaßindustrie” betiteln. Und damit sind wir auch direkt beim Thema: Der Besitzer des Spreepark in Berlin war ab 1991 Norbert Witte. Dieser ist eine Art Legende in der Freizeitpark- / Schausteller-Welt und das nicht im positiven Sinn. HÖRT WARUM DAS SO IST IN FOLGE 21 und lest hier auch unsere Zusammenfassung.
Außerdem erfahrt ihr in der Folge, welche beliebte Attraktion in einem deutschen Freizeitpark plötzlich verschwunden ist.
achtercast Folge 21: Der Schausteller Norbert Witte.
Norbert Witte Kommt aus einer Schaustellerfamilie und hast mit einer Losbude angefangen. Die Familie seiner späteren Frau betrieb einen Autoscooter. Die beiden lernten sich kennen und haben mit Anfang 20 geheiratet.
Im August 1981 kam es zum “Skylab”-Unglück auf dem Hamburger DOM. Ein Kran von Witte kam dem fahrenden Fahrgeschäft (Enterprise) gegen 1 Uhr nachts zu nah. Es gab sieben Tote. Er wurde für mitschuldig befunden und bekam ein Jahr auf Bewährung. Darauf folgte die Pleite. Die nächsten zehn Jahre kämpfte sich das Ehepaar zurück ins (deutsche) Schaustellerleben. Sie tourten durch Italien (er) und Jugoslawien (sie). Für Deutschland hatten Sie nach dem Unfall keine Zulassung mehr.
Spreepark unter Witte: Freizeitparkbesitzer 1991 bis 2001.
Der Spreepark Berlin war ein Vergnügungspark im Norden des Plänterwaldes im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick und der einzige Freizeitpark der DDR. Jährlich kamen etwa 1,7 Millionen Besucher. Nach der Wende wurde der Spreepark ab 1991 von Schausteller Norbert Witte übernommen und nach westlichem Vorbild umgestaltet.
Der Park lief auf dem Namen von Pia Witte, da Norbert wegen des Unfalls auf dem DOM vorbestraft war.
Die Anfangsjahre liefen gut: viel Investition und viele Besucher. Nach allen Umbauten durch Fam. Witte entschied sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, dass der Plänterwald unter Landschaftsschutz gestellt wird. 8,5 von 28,5 ha Fläche entfielen dem Spreepark plötzlich.
Ab 1999 gab es wirtschaftliche Schwierigkeiten. Besucherzahlen lagen zuletzt bei 400.000 jährlich. 2002 wurde Insolvenz beantragt und es kam zur Schließung. Norbert Witte gibt Berlin die volle Schuld. Am Ende stand wieder die Pleite (als Unternehmer und Privatperson).
Auszug Fahrgeschäfte: Grand Canyon (Wildwasserbahn von Mack Rides), Mega-Looping (Stahlachterbahn von Vekoma, Baujahr 1988 -> steht nun in Frankreich im Europark), Pirat (Schiffschaukel), Fliegender Teppich (Reisegeschäft von Familie Witte. Sie standen damit sogar mal im Traumpark in Bottrop-Kirchhellen), Riesenrad (Vekoma, Baujahr 1989, Höhe 45m -> vorher Schwarzkopf und 5m kleiner).
Micha – achtercast Folge 21
In Peru sollte die Zukunft liegen.
Ein Bekannter von Witte hatte eine peruanische Ehefrau, die ihn auf die Idee gebracht hat, einen Freizeitpark in Peru zu öffnen. Es sind damals sechs Geschäfte mit nach Peru genommen worden: Fliegender Teppich, Butterfly, Spider, Baby-Flug, Walzerfahrt und Jet Star.
Presse machte daraus eine “Flucht”. Leasingfirmen der Fahrgeschäfte bekamen Panik. Unklar bleibt, wie viel “Flucht” es war und wie viel “schnell Bock auf was Neues, ohne nachzudenken”. In jedem Fall kamen die Fahrgeschäfte in Container und wurden verschifft. In Peru hingen diese dann lange im Zoll.
Witte ließ ehem. Elektriker aus dem Spreepark einfliegen. Aber da immer nur teilweise Container freigegeben wurden, konnte nichts aufgebaut werden. Elektriker mussten also zurück nach Deutschland. Das Geld ging aus. Witte flog nach Deutschland. Greifautomaten hielten derweil die Familie über Wasser. Dann Familie flog dann aber schließlich nach Deutschland (außer Sohn Marcel).
Dann kam Witte zurück nach Peru, Elektriker wurden wieder eingeflogen und die Fahrgeschäfte aufgebaut. Das Fahrgeschäft „Fliegender Teppich“ war der STAR, aber durch lange Lagerung war die Technik anfällig. Kosten stiegen höher als Einnahmen.
achtercast Folge 21: Drogen.
Anzeichen: Sohn findet in Kleidung Drogen. Im Jahr 2003 wollte Witte dann im fliegenden Teppich im Auftrag 167-181kg Kokain im Wert von 4 Millionen Dollar (700.000Dollar wären für ihn) von Peru nach Deutschland schmuggeln.
Doch er ist verpfiffen worden von einem Peruaner. Vater Witte war in dem Moment aber mit Herzproblemen schon zur Behandlung in Deutschland. Sohn Marcel hat daher Papiere in Peru unterschrieben. Marcel (damals 21 Jahre alt) wurde Festgenommen. Urteil: 20 Jahre Haft. 7 Jahre Haft bekam Vater Witte in Deutschland.
Und nun?
- Sohn: 2016 wurde er nach Deutschland ausgeliefert. Die restliche Strafe soll er im offenen Vollzug in Berlin absitzen (bis November 2023).
- Er kam nicht alleine nach Deutschland. Während seiner Haft hat Marcel eine Peruanerin kennengelernt und mit ihr auch ein Kind bekommen.
- Seine Schwester Sabrina veranstaltete bis 2014 Führungen durch den Spreepark und lebt auch ansonsten von der Geschichte.
- Letztes großes Projekt Zirkus-Disko von Norbert Witte wohl gescheitert.
Spreepark – Wie geht es weiter?
Zwischen 2002 und heute wurde das Gelände immer mal wieder für Besucher zugänglich gemacht. Ab August 2009 konnte man an Wochenenden an Führungen über das Gelände teilnehmen. Zwischen 2011 und 2014 hatte an Wochenenden und Feiertagen das Café „Mythos“ geöffnet. Erlöse wurden in die Reparaturen von ehemaligen Fahrgeschäften gesteckt. So wurde z. B. 2011 die Parkeisenbahn reaktiviert und im des gleichen Jahres fuhren wieder vereinzelte Karussells.
2016 übernahm die Grün Berlin GmbH den verlassenen Park. Es handelt sich dabei um eine landeseigene Firma. Auf dem Gelände soll in Zukunft ein Kultur- und Freizeitpark entstehen.
Jetzt im Herbst wurde mit den ersten Arbeiten begonnen -> So wird zum Beispiel das Riesenrad schrittweise demontiert und von einer Spezialfirma restauriert. 2024 soll es sich laut Plan wieder drehen. Die Achterbahn „Spreeblitz“ soll nicht wieder als Achterbahn fahren, sondern begehbar werden. Komplett eröffnet werden soll der neue Spreepark im Jahr 2026.
Es tut sich also etwas auf dem Gelände des ehemaligen Spreeparks. Auch wenn es leider kein richtiger Freizeit- bzw Themenpark mit Fahrattraktionen mehr wird, hört sich das neue Konzept sehr interessant an.